Unser Konzept

Der IRRTURM wird von Menschen mit Krisen- und/oder Psychiatrieerfahrung, Angehörigen und Interessierten gestaltet. Ein großes Anliegen ist in der Öffentlichkeits- und Anti-Stigma-Arbeit zu sehen. Der IRRTURM übt Kritik an der vor allem medizinisch ausgerichteten Psychiatrie.
Eng damit verbunden ist der Gedanke des Empowerments sowohl auf individueller Ebene als auch als politischer Bewegung. Dazu gehören die Wiedergewinnung der eigenen Handlungssicherheit und das Erkennen und Nutzen von Entscheidungsmöglichkeiten. Mit anderen Worten: die Selbstbemächtigung. Auf diese Weise kann Selbstbestimmung zurückgewonnen und ein positives Selbstbild gestärkt werden. Die gemeinsame Arbeit an der Lebensgeschichte und der Austausch darüber führen zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl, durch welches das Ich-Wissen zum Wir-Wissen wird.
Das Verfassen von Texten sowie deren Durcharbeitung über Formen konstruktiver Rückmeldungen unterstützt die Strukturierung und Einordnung der Erfahrungen, die aufgrund der psychischen Erkrankung und im Zusammenhang mit der Psychiatrie gemacht wurden.
Die Vertretung eigener Anliegen und die Selbsterkenntnis als einer interessengeleiteten Gruppe fördert die Anti-Stigma-Arbeit auf unterschiedlichen Ebenen. Der IRRTURM eröffnet Handlungskompetenz für den Umgang mit einer stigmatisierten Gruppe. Er bietet die Möglichkeit für Wissensaufbau an und schafft die Grundlage für eine wohlwollende, aufgeklärte Haltung in der Gesellschaft. Der Abbau von Vorurteilen wird angestrebt.

Neben dem Empowerment wird im IRRTURM auch der Recoveryorientierung nachgegangen. Das bedeutet, dass das klassische Bild von Gesundheit und Krankheit in Frage gestellt wird. Der Blick wird auf die Gestaltung des eigenen Lebens mit psychischer Krisenerfahrung gerichtet. Ziel ist das gute Leben, möglicherweise eben auch mit Symptomen. Es wird neben erprobten Konzepten aus der sozialpsychiatrischen Versorgung vor allem auch die Bekräftigung von individuellen Genesungswegen vorangetrieben.
Eine Möglichkeit, individuelle Genesungs- oder auch Recoverywege zu beschreiten, liegt in dem Verfassen von Texten, Gedichten, Artikeln und Berichten über die Erlebnisse mit der psychischen Krise oder Erkrankung oder auch mit der Psychiatrie. Das Schreiben ermöglicht die Ordnung und Strukturierung der Erfahrungen und macht sie für einen selbst und andere verstehbarer. So kann Abstand zu Themen gewonnen werden, die dann hinterfragt und reflektiert werden können. Sie können einen Sinn erhalten und verständlicher werden. Dadurch kann auch Handlungsfähigkeit zurückgewonnen werden. Der gemeinsame Austausch fördert dieses Format der Selbsthilfe und gibt Menschen einen Schutzraum mit gemeinsamen Interessen und Zielen.